Auf LSD Fliegen, XTC mit Heroin Kern & LSD-Flashbacks
Beim Themenkomplex Drogen herrscht viel Unwissen, das teils durch absichtlich oder unwissentlich verbreitete Mythen, Sagen oder Hoaxes gestützt wird.
Mit Drogenmythen sind wohl die allermeisten, wenn nicht gar alle Menschen in unseren Breitengraden schon in Kontakt gekommen.
Wenige dieser Drogenmythen sind wahr oder annäherend wahr, viele sind frei erfunden und typische Moderne Sagen / Urban Legends (Friend of a friend / Freund eines Freundes Geschichten).
In diesem Artikel möchten wir einige Mythen die psychoaktive Substanzen betreffen vorstellen und aufklären.
Zunächst stellen wir euch drei bekannte Drogenmythen vor, wir werden sicherlich weitere Artikel veröffentlichen & noch mehr psychoaktive Urban Legends aufklären!
Es würde mich sehr freuen, wenn ihr Kommentare hinterlasst oder mir hier eine Nachricht schreibt, über Drogenmythen die ihr schon hörtet!
Sehr gerne würde ich mir Mühe dabei geben, euch bekannte Drogen-Legenden aufzuklären.
Sollten Menschen an offensichtlich unwahre Sagen zum Thema Drogen glauben, klärt sie sachlich und freundlich auf und greift sie nicht persönlich an!
Sehr schön wäre es, wenn ihr diesen Artikel bei passenden Gelegenheiten verlinken würdet.
Drogenmythen aufgeklärt
Auf LSD aus dem Fenster springen / Auf LSD denken man kann Fliegen
Diesen Mythos hört man extrem oft: Auf LSD kann es passieren, dass man denkt man könne fliegen und springt deshalb aus dem Fenster, was jedoch im Tod statt in einem Flug endet.
Tatsächlich gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass dies so mal passierte.
Diese Urban Legend hat ihren Ursprung wohl im MKUltra Geheimprojekt des amerikanischen Geheimdienstes CIA.
Im Zuge dieses wurde in den 50er bis 70er Jahren vielen Menschen ohne ihr Wissen LSD und andere psychoaktive, meist psychedelische Substanzen eingeflößt um zu testen, ob LSD & co. als Wahrheitsserum oder zur Gehirnwäsche (bspw. der Umpolung von russischen Agenten zu Doppelagenten) geeignet ist.
Die Ergebnisse waren negativ: LSD ist nicht für solche grausamen, unmoralischen Zwecke geeignet – zum Glück.
Tatsächlich stürzte jemand im Zuge von MK Ultra aus dem Fenster in den Tod, ein Herr namens Dr. Frank Olson, im Jahr 1953.
Diesem Herren, der für das US-Militär arbeitete, wurden 70µg LSD ins Getränk gemischt, woraufhin er eine Panikattacke erlitt (wie wahrscheinlich viele Delinquenten es taten).
Der Fensterfall und Tod fand jedoch erst einige Tage später, also als die Wirkung schon vorbei war, statt. Und tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass es sich nicht um einen Selbstmord sondern um einen Mord des CIA handelte.
Bei einem Selbstmord macht man sich nämlich üblicherweise die Mühe das Fenster vorher zu öffnen, Dr. Frank Olson fiel jedoch durch ein geschlossenes Fenster welches zerberstete.
Eine Erklärung zu dieser Ungewöhnlichkeit liefert die Akte nicht, auch kein stark psychotisches Verhalten wird erwähnt, welches eine weitere mögliche Erklärung wäre.
Dass man nach dem LSD nehmen denkt, man kann fliegen und/oder ist unverwundbar und deshalb aus dem Fenster springt ist also schlicht ein Mythos ohne jeglichen Beweis.
Selbstmorde auf Psychedelika passieren jedoch selten, allermeist keine unfreiwilligen sondern vorsetzliche Selbstmorde.
Während eines Trips kann es zu einer Panikattacke und sehr unangenehmen Zuständen kommen, wenn dann kein Tripsitter dabei ist und sich der Trippende nicht zu helfen weiß können tatsächlich suizidale Gedanken auftreten.
Der Suizid wird nur sehr selten umgesetzt, vorkommen kann es aber. Erst Recht wenn der Konsument bereits psychische Probleme hatte und bspw. depressiv oder schizophren ist.
Aus diesem Grund sollte man LSD und andere Psychedelika nur konsumieren, wenn man in guter psychischer Verfassung ist & keine ernsthaften psychischen Krankheiten hat (und auch in der Familie nicht zu viele psychische Krankheiten vorkommen), das Set & Setting muss dringend beachtet werden und am besten sollte ein nüchterner Tripsitter dabei sein. Im schlimmsten Fall kann bei einer Panikattacke auf Psychedelika ein Benzodiazepin verarbreicht werden (so wird das auch oft im Krankenhaus gehandhabt).
Mehr Safer Use Regeln findet ihr hier!
Ecstasy / XTC Pillen mit Heroin / LSD Kern
Auch diesen Drogenmythos hört man, gerade in der Party- und Technoszene, recht häufig. Teils werden solche Aussagen durch Drogendealer verbreitet um das Produkt besonders toll erscheinen zu lassen, teils durch Konsumenten, um Aufsehen zu erregen oder sich eine seltsame XTC Wirkung zu erklären, teils durch Drogengegner um zu verdeutlichen, wie gefährlich es ist Ecstasy zu konsumieren da man nie weiß was drin ist.
Angeblich enthalten manche XTC Pillen / Teile einen LSD, wahlweise auch einen Heroin oder gar Kokain Kern.
Alternativ kann auch von einem LSD Überzug oder ähnlichem berichtet werden.
Tatsächlich sind Pillen mit Heroin / LSD Kern komplett unlogisch und ganz klar ein falscher Drogenmythos.
XTC Pillen werden mithilfe einer Pillenpresse hergestellt, hierfür wird ein möglichst homogenes Pulver (bestehend aus dem / den Wirkstoffen und teils bunten Tablettenfüllstoffen) in eine Form gepresst.
Einen Wirkstoff-Kern oder auch einen Überzug mit LSD o.ä. hinzu bekommen ist extrem schwierig und aufwändig und wäre mit normalen Pillenpressen nicht möglich. Wieso sollte sich also jemand einen solchen Mehraufwand machen, anstatt einfach den zusätzlich enthaltenen Wirkstoff (also bspw. das Heroin, Kokain oder LSD) zusätzlich zum MDMA mit dem Tablettenfüllstoff zu vermischen?
Auch Heroin in Ecstasy Tabletten ergibt keinen Sinn, da die Bioverfügbarkeit von Heroin oral recht niedrig ist (verglichen mit nasal, inhalativ oder intravenös, die üblichen Konsumformen von Heroin), man also große Mengen Heroin in ein XTC Teil mischen müsste um eine Wirkung zu erzeugen. Dies wäre extrem teuer:
1g Heroin kostet auf dem Schwarmarkt durchschnittlich 80€ und hat vielleicht 15% Reinheit, eine orale Dosis Heroin ist etwa 30-70mg, man würde also ca. 15-40€ zusätzlich für eine Ecstasy Tablette zahlen. Vorsicht, Heroin kann auch eine höhere Reinheit haben, man muss also mit einer sehr niedrigen Dosis beginnen & sich langsam hochdosieren um eine lebensgefährliche Überdosis zu vermeiden!
Außerdem würde Heroin die MDMA Wirkung wohl abschwächen / abstumpfen und es kommt zu keiner guten Synergie.
Kokain in XTC Tabletten ist noch unlogischer, da es oral deutlich subtiler & weniger “flashend” (schneller, starker & euphorischer Wirkeintritt) wirkt und auch hier die Bioverfügbarkeit deutlich geringer als beim nasalen Konsum ist.
Man muss oral etwa doppelt so viel wie bei nasalem Konsum einnehmen um eine spürbare Wirkung zu erzielen. +
Auch dies wäre extrem teuer und würde die Ecstasy Pillen um gute 10-20€ teurer machen ohne die Wirkung sonderlich positiv zu beeinflussen (Kokain unterdrückt die Empathie steigernde, oft als magisch bezeichnete Wirkung des MDMA).
Eine LSD Beimengung an sich wäre wegen der hohen oralen Bioverfügbarkeit und des geringeren Preises etwas realistischer, man muss sich jedoch von der Vorstellung eines LSD Kerns oder einer LSD “Glasierung” verabschieden.
Dennoch passiert es höchst selten dass LSD in Ecstasy Tabletten mit MDMA zu finden ist, 2C-B wird häufiger als Ecstasy verkauf, da es wegen der höheren Dosis und der Pulverform leichter zu verarbeiten ist.
Nur reines LSD ist in Pulverform und dieses ist hochpotent und deshalb extrem schwer zu dosieren, also sehr unpraktisch bei der XTC Pressung.
Psychoaktive Substanzen die tatsächlich häufiger in XTC Pillen vorkommen sind unter anderem 4-FA, Amphetamin, Koffein, Methylon, 5-MAPB, 2C-B, PMA oder PMMA.
Magic Mushrooms, LSD etc. verursachen Flashbacks
Dass Psychedelika (wie Psilocin, LSD, LSA, Meskalin, DMT etc.) Flashbacks verursachen können ist ein Drogenmythos, der hauptsächlich unter Personen die noch nie ein Psychedelikum einnahmen verbreitet ist.
Unter Flashbacks versteht man in diesem Kontext eine Rückkehr der psychedelischen Wirkung, man fühlt sich also wieder wie während des Trips. Dies kann laut den Anhängern dieser modernen Sage jederzeit eintreten, auch während des Autofahrens, und teils Wochen oder sogar Monate nach der Psychedelika Einnahme.
Auch wenn die LSD verursacht Flashbacks Theorie teils sogar von Polizisten, Suchtexperten oder sonstigen mit der Drogenprävention verbundene Menschen verbreitet wird, ist an ihr sehr wenig Wahrheitsgehalt dran.
Tatsächlich kann die Wirkung von Psychedelika nicht wieder entreten, nachdem die Substanz verstoffwechselt ist und keine aktiven Mengen mehr im Blutkreislauf sind.
Was eintreten kann ist eine posttraumatische Belastungsstörung, wenn der Trip sehr verstörend ist. Dies passiert hauptsächlich wenn Safer Use nicht eingehalten wird oder wenn Menschen mit psychischen Störungen Psychedelika konsumieren.
In sehr seltenen Fällen führt auch der sachgemäße Gebrauch zu einer solchen traumatischen Störung.
Normalerweise geht diese von selbst wieder weg, wenn Abstand von Drogenkonsum gehalten wird, einen Psychotherapeuten zu konsultieren ist sehr hilfreich.
Diese posttraumatische Belastungsstörung kann zu Panikattacken oder Angstzuständen, auch Tage / Wochen / Monate lang nach dem Trip führen. Es kann auch das während des schlimmen Trips verspürte Gefühl wieder eintreten.
Mit einer Wiederkehr der psychedelischen Wirkung hat dies jedoch nicht so viel zu tun.
Ein weiterer Erklärungsansatz wäre HPPD, die Hallucinogenic persisting perception disorder, eine visuelle Störung die nach dem Konsum von Psychedelika eintritt.
Hier können auch im nüchternen Zustand (oder wenn bspw. Cannabis konsumiert wird) visuelle Veränderungen ähnlich wie während des Trips beobachtet werden.
Deutlich zu unterscheiden ist HPPD von psychotischen Halluzinationen: Es handelt sich um Pseudohalluzinationen (sie können also von der Realität unterschieden werden) und psychische Symptome wie Paranoia, psychotische Schübe, Dissoziation etc. treten normalerweise nicht ein.
Psychisch fühlen sich Menschen die HPPD haben sehr normal, die gedankliche Seite des Trips bleibt also nicht auch vorhanden. Dennoch sind einige ängstlich da man sich nicht sicher ist, ob man “verrückt” wird, oder ob es bei den visuellen Veränderungen bleibt.
HPPD ist recht selten und tritt verstärkt auf, wenn Psychedelika sehr häufig eingenommen werden.
Es hält normalerweise nur Wochen/Monate an, kann jedoch auch für immer bleiben. Fast immer verschwindet es nach einiger Zeit Psychedelika-Abstinenz.
Der Igel-Stachelbart (Hericium erinaceus) soll angeblich gegen HPPD helfen, hier findet ihr einen Artikel über ihn!
Ein letztes reales Phänomen das an sogenannte LSD Flashbacks rankommen könnte, wäre die Entwicklung einer Psychose durch den Konsum der Halluzinogene.
Dies tritt sehr selten auf und hauptsächlich bei Menschen, die bereits eine versteckte Psychose in sich hatten, welche dann durch die Drogen aktiviert wird. Die Gefahr eine Psychose zu entwickeln ist erblich, weshalb man eher keine Psychedelika konsumieren sollte, wenn in der Familie psychische Krankheiten häufig sind (wie bereits erwähnt).
Mit der originalen Psychedelika Wirkung hat eine Psychose jedoch kaum was zu tun, das ist ein ganz anderer, sehr unangenehmer Zustand, bei dem der Betroffene oft selbst nicht weiß, dass er betroffen ist.
Flashbacks durch LSD, Psilocybin / Psilocin, Meskalin & co., wie es häufig suggeriert wird, gibt es also schlicht nicht.
Manchmal wird dieser Drogenmythos damit kombiniert, dass LSD sich in der Wirbelsäule ablagern würde, sich dann irgendwann von ihr lösen & im Körper erneut wirken könne. An dieser Urban Legend ist überhaupt nichts dran.
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